Eine kleine Reise

Eine kleine Reise
Die Geschichte braucht keinen Anfang, kein Ende, keinen Mittelteil. Sie muss nicht logisch sein oder fesselnd. Sie kann so rund und hässlich sein, wie das Backsteingebäude an dem ich grade vorbeifahre – oben modern, unten Backstein. Überhaupt das beliebige, bestimmt schon hundert mal gesehene Haus – oder ich glaube Bürogebäude, hilft der Geschichte.
Sie hat jetzt einen Anfang.
Sitzen und Sehen. Pendeln und Reisen.
Sich mit anderen, fremden Menschen auf Rollen zwecks schnellem Vorankommen zusammenzuquetschen.
Ich würde sowas von darauf verzichten.
In einer anderen Welt würde ich um 4 Uhr früh, im Winter wie im Sommer das Pferd satteln. Immer montags oder am Dienstag kommen wir in Bern an. Strammes Tempo. Aber wir kennen die Strecke in und auswendig. Ausserdem bewältigen viele Menschen auf diese Weise genau diese Route tagtäglich und die Wege sind gemacht, um galoppierend darüber zu preschen.
Zeit ist Geld auch in dieser Welt, nur ist Zeit nicht zu einer 5 Minuten Einheit verkommen. Es dauert halt so lange, wie es dauert.
In einer anderen Welt würde ich um 7 Uhr früh, im Winter wie im Sommer das Wägelchen starten und in entspanntem Tempo gegen halb 9 in Bern eintreffen. Der Parkplatz direkt vor dem Büro ist kostenlos. Natürlich. Autofahren macht Spass und ist keine einzige verstaute Todesfalle.
Wägelchen und Pferd. Beides geht nicht. In dieser Welt.
(2017)